Drift

Hier sucht einer die Weite, flieht Grenzen, reduziert die Konturen des Gegenständlichen, löst auf und hinterfragt das, was die Natur unseren Augen anbietet. Felsen sind vom Meer durchkeilt, antike und neue Architekturen werden auf ihre Grundelemente zurückgeführt und
Landschaften erscheinen wie Metaphern ihrer Selbst, als konstruktiv geläuterte Synthese einer sinnlichen Welterkenntnis, die nach einer Form verlangt. Eichstaedts künstlerisches Arbeitsprinzip ist dekonstruierend, zerstörend, zugleich aber auch aufbauend, konzeptionell und lyrisch.

Eine unterirdische Transmission hält alles in Fluss, bewegt und treibt das Meer zur Küste und schiebt das Land ins Meer. Die Bewegung, die alles bestimmt, ist allgegenwärtig, ziellos und transzendent in der Anmutung. Alles driftet dahin, die bildnerische Tektonik ist nicht statisch, sondern dynamisch und oszilliert zwischen realer Gestalt und Erfindung, zwischen innerer und äußerer Landschaft. Eine starke, nach Klarheit strebende bildnerische Kraft ermöglicht es Andreas Eichstaedt, das Neue immer wieder im vermeintlich Bekannten zu entdecken. Offen bleibt, ob Sehnsucht das Produkt oder die Voraussetzung solchen Schaffens ist.

Erik Stephan, Kurator der Kunstsammlung Jena

Irische WestküsteIrische Westküste 2011. Acryl auf Hartfaser. 100 x 80